Tourbericht USA

Diese Reise sollte etwas besonderes werden. Sie fing auch sehr besonders an, nämlich um 4:30 Uhr in St. Goarshausen, wo sich die Big Band des Wilhelm-Hofmann-Gymnasiums am Dienstag morgen traf um Instrumente und Equipment in den Bus einzuladen, der sie dann zum Frankfurter Flughafen bringen sollte. 23 Schülerinnen und Schüler sowie der Bigbandleiter Frank Reichert und die Begleitlehrerin Connie Glabus-Erb freuten sich auf die Tour.
Für die wenigen Raucher in der Band stellte der 8 Stunden lange Flug zuerst ein unüberwindbares Hindernis dar, doch die vorsorglich eingekauften Nikotinkaugummis zeigten Wirkung….
Nachdem der Flug gut überstanden war, machten wir im Bus noch eine kleine Sightseeing-Tour durch New Yorks Straßen, wo wir als erstes den Traffic Jam (Stau!) kennen lernten, um dann auf der mehrstündigen Fahrt nach Lansdale (Pennsylvania) im Bus zu schlafen oder wenigstens zu entspannen.
In der Christopher Dock High School, deren Chormitglieder unsere Schule regelmäßig besuchen, angekommen, bekamen wir eine Führung durch das Schulgelände, was viele ins Schwärmen geraten ließ, denn so war z.B. der Kunstraum mit Mac-Computern ausgestattet und das Außengelände glich einem Park, kurzum: es war eine Schule zum Wohlfühlen.
Danach holten uns unsere Gastfamilien ab und der Abend wurde bei den meisten mit Essen, Kaffe trinken und netten Unterhaltungen – natürlich auf Englisch! – ausgefüllt.
Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass alle Bigbandmitglieder herzlich von ihren Gastfamilien aufgenommen wurden und sich gut mit ihnen verstanden, auch wenn Unterschiede in Kultur, Religion und Lebensstil deutlich wurden.
Nachdem sich alle ausgetauscht hatten, fuhren wir (wieder mit dem Bus, der zu dieser Zeit schon den Spitznamen Urinsteinbus verliehen bekommen hatte aufgrund der Gerüche, die aus dem Busklo drangen…) nach Philadelphia, um erst die berühmten Treppenstufen aus dem Film Rocky hinaufzurennen und dann als einzige deutsche Schulbigband am renommierten Essential Ellington Festival an der Temple University teilzunehmen. Dort lernten wir das erste mal den Ausdruck amerikanischer Begeisterung kennen. Von allen Seiten hörte man ein uns entgegengebrachtes nice job!, good job! oder auch sogar great job!.
Dadurch motiviert und gut gelaunt durften wir noch an Workshops mit international bekannten Dozenten teilnehmen, was den gelungenen Tag abrundete.
Abends war wieder Gastfamilienprogramm angesagt und allmählich lernten sich Bigbandmitglieder und Gastfamilien immer besser kennen.
Der nächste Tag sollte ein Tag voller Kontraste werden. Wir fuhren im immer noch „duftenden“ Bus nach Lancaster um die Amish People zu besuchen. Leider sahen wir diese etwas befremdlich wirkenden Menschen, die der meisten Art von Technik entsagen, nur vom Bus aus, wie sie mühsam mit Pferden ein Feld ackerten. Hier wurde von vielen ein Unverständnis zu einer solchen Lebensweise deutlich. Im Anschluss an die Amish-Fahrt fuhren wir in ein Riesenrestaurant (All you can eat für 11 Dollar) und wir hatten zum Essen nur eine halbe Stunde Zeit…um dann direkt danach mit vollen Bäuchen im Bus zu King of Prussia, der größten Shopping Mall an der Ostküste, zu fahren. Darin konnte man sich wahnsinnig gut verlaufen, stellen Sie sich einfach 10 Löhrcenter auf einem Haufen vor, so groß war das.
Hier wurden dann Klamotten, schrille Mitbringsel oder auch noch schnell ein Trafo für das Effektgerät der Gitarre gekauft, damit der Auftritt in der Christopher Dock Highschool am nächsten Tag auch gelingen konnte.
Also probten wir am nächsten Morgen in der Schulhalle, um dann ein Konzert für die ganze Schule zu geben, was ein voller Erfolg war. Sie mochten unsere Musik, und sie mochten uns.
Beim gemeinsamen Mittagessen in der Schulcafeteria wurden Kontakte geknüpft und wir lernten den amerikanischen Unterricht kennen, der etwas lockerer war als gewöhnlich, da es für die Amis der letzte Schultag vor den Ferien war.
Abends durften wir eine Highschool-Party miterleben, denn eine Gastfamilie lud kurzerhand alle Mitglieder unserer Band sowie Schüler der Highschool zu einer Fete ein.
Es war ein netter Abend, bei Cola, Limo und anderen mindestens 70% Zucker enthaltenden Getränken wurde sich unterhalten und gut amüsiert. Wir waren uns sicher, an diesem Abend noch einen Zuckerflash zu bekommen, er blieb jedoch aus, vielleicht, weil wir uns beim Air-Hockey oder Guitar Hero spielen so verausgabt hatten…
Mit diesem schönen Abend endete unsere Zeit in Lansdale und wir machten uns am nächsten Tag weiter auf den Weg nach New York!
Das Hotel war super (mit Kaffeemaschine im Bad und Eiswürfelautomat im Flur…) und alle genossen die kleinen aber feinen Zimmer, die sogar mit Flachbildfernsehern ausgestattet waren.
Unser erster Programmpunkt lautete Empire State Building, um diese riesige Stadt auch einmal von oben sehen zu können. Mit dem Leitspruch Survival of the fittest wurden wir in von unserem davoneilenden Chef daran erinnert, nicht zu trödeln und immer auf der Hut zu sein – zum Beispiel vor den Ampeln, die fast keinen Einfluss auf den Verkehr hatten und vor dem Qualm, der aus den den Gullis emporstieg..
Dann waren wir oben! Die vielen Warteschlangen und Sicherheitsvorkehrungen hatten sich gelohnt! Der Ausblick war beeindruckend denn New York ist so riesig!!!
Auch den Timesquare machten wir unsicher.
Nach allgemeiner Verwirrung und Orientierungslosigkeit in den ersten 10 Minuten hatten wir die Hälfte der Leute von unserer Kleingruppe auch schon verloren…das war auch mal eine Erfahrung wert! Abends merkten wir schnell, dass in New York für Leute unter 21 Jahren nicht so viel los ist. Also für uns auch nicht. Nachdem wir nämlich vergeblich versucht hatten, mit 25 Leuten, davon 23 unter 21, in sämtliche Jazzclubs oder Kneipen zu kommen, endete der Abend im Starbucks Cafe, in das wir wenigsten reinkamen.
Am nächsten Tag machte uns das Wetter zu schaffen. Regen und Stürme machten nicht nur den Plan, Chinatown zu besichtigen, zunichte, sondern erschwerten uns auch das Shoppen und nicht zuletzt den Weg zum Birdland Jazz Club, in dem wir noch auftreten sollten. Wir haben nämlich festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, in NY ein freies Taxi zu bekommen (auch wenn das in allen Filmen immer so dargestellt wird!) und so mussten wir ca. 10 Blocks (aber gefühlte 50 Blocks) vom Hotel aus, vollgepackt mit Instrumenten und Equipment, zum Birdland latschen. Und das bei Regen, Wind und Eiseskälte!
Dafür war der Auftritt im Birdland umso besser. Ein bisschen ehrfürchtig waren wir ja schon, in einem so legendären Jazz Club spielen zu dürfen, laut Charlie Parker: The Jazz Corner of the World!
Doch nach dem Auftritt konnten wir sagen: Wir haben das Birdland gerockt! Eine Gruppe von Highschoolschülern machte nämlich dermaßen Stimmung, dass wir uns so richtig gut fühlten und auf der Bühne alles gaben. Abends genossen wir dort noch das Konzert des Chico OFarrils Afro-Cuban Jazz Orchestra.
Die Erlebnisse dieses Tages stellten wohl den Höhepunkt der gesamten Tour dar.
Am nächsten Tag wurde die Zeit bis zum Abflug mit Sightseeing im Börsenviertel an der Südspitze von Manhatten und dem Stadtteil Chinatown überbrückt, ja und dann wurden wir auch schon zum Flughafen gebracht. Alles in allem war es eine lustige, gelungene Tour mit vielen neuen Eindrücken für unsere Band.